Wonderful World

Wie dankbar ich manchmal den Möglichkeiten moderner Technik bin, lässt sich schön anhand dieses Videos zeigen: Früher wären solche Aufnahmen 1. schlicht nicht möglich gewesen und 2. nur einer sehr begrenzten Zahl von Menschen zugänglich gewesen.

Wahnsinn, oder, wie schön sie ist?
Bilder aus dem All flashen mich immer wieder.

Ich habe neulich auf einem Vortrag gehört, dass es einen kollektiven Bewusstseinswechsel Ende der 60er gab, als die Menschheit zum ersten Mal Bilder aus dem All von unserem Planeten Erde gesehen hat, und diese sich kollektiv in das Bewusstsein eingeprägt haben. Astronauten berichten übereinstimmtnd, dass die Erde vom All aus wunderschön und zerbrechlich aussieht, blau, fast wie eine Perle.
Der Zugewinn an Wissen und die Bilder wären nicht möglich gewesen, ohne Forschungsdrang, Neugier, Technik und Innovationen. Bevor man ins All fliegen konnte, hatte man nur eine ungefähre Ahnung, wie unser Planet aus der Ferne aussehen könnte. Es gibt noch viele gute Gründe, neugierig zu sein und sich aus der persönlichen Komfort-Zone raus zu bewegen, und dies ist ein ganz besonders hübscher Grund, wie ich finde.

Hoffen wir, das sie lange so schön bleibt, die Erde, und tun auch was dafür.

Earth | Time Lapse View from Space, Fly Over | NASA, ISS from Michael König on Vimeo.

DIY – Noisebridge und Hayes Valley Farm

Längst bin ich schon weiter gereist, es war teilweise atemlos und gab wichtigeres zu tun als zu bloggen. Dennoch versuche ich ein wenig aufzuholen und zwar mit den spannendsten Projekten zuerst:

Vorletzte Woche besuchte ich Noisebridge, ein Art FabLab fuer die Stadt, eine unabhängige, kollaborative selbstorganisierte moderne Produktionsstaette fuer alle moeglichen Dinge, eine Art Think Tank. Mich interessiert das, da es eine Initiative gibt, ein FabLab in Hamburg auf zu bauen und ich ein Fan von unabhängigen und alternativen Produktionsmethoden und -Moeglichkeiten bin.

Doch was ich dort sah übertraf meine Erwartungen: ein sehr grosser Raum, der 24/7 geöffnet ist und unzählige verschiedene Gewerke (Hackerspace, Metallwekstatt, Fotolabor, 3D-Drucker, Naehwerkstatt, Holz, undundund) beherbergt. Ich kam genau puenktlich, naemlich zum 3D-Printer Workshop, es gab eine Einfuehrung in den Makerbot, in Thingiverse, Thing-O-Matic und andere 3D-Drucker. Einer der Erfinder des Makerbots, Bre Pettis, war am selben Abend zu Gast in einer nationwide TV-Show, weshalb die Webseiten komplett ueberlastet waren.

Ausserdem gab es gerade eine Live-Schaltung zu anderen Fablabs bzw. anderen Produktionswerkstaetten in ganz Amerika, die sich vorstellten und austauschten. Da vor einigen Wochen die Maker Faire (eine Messe fuer in Eigenregie hergestellte Gueter) statt fand, und man sich weiter austauschen wollte. Hier der Link zum Makezine, eine gute Adresse zum weiterführenden Netzwerken wen das Thema DIY and more interessiert.

Beim Workshop traf ich zwei Menschen, Ken und Yuka, die dachten ich gehoere dazu, denn ich konnte ihnen einige Fragen zum Thema Produktion Lab und 3D Printing beantworten. So, wie es eben sein soll: jeder gibt das Wissen, was er hat, so gut er oder sie kann weiter. Das Motto (das einzige!) von Noisebridge ist übrigens: „Be excellent“. So I tried to be excellent!

Ich traf also diese beiden freundlichen Menschen und wir sprachen ueber Strukturen, Informations-/Wissensweitergabe und Selbstversorgung. Die beiden fragten mich, ob ich den Community Garden in San Francisco kenne. Nein, kannte ich nicht. Aber eine super Idee, genau das brauchen wir in Hamburg doch auch noch 😉 Die beiden wollten mir den Garten zeigen und wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag.

Der Community Garden Hayes Valley Farm liegt mitten in der Stadt, und ist – natürlich – auf einer Brache angelegt. Dieser Ort war ehemals eine alte Autobahnauffahrt, die bei einem Erdbeben vor Jahren einstuerzte und dann einfach so liegen bleib und vor sich hin rottete. Und nun werden dort Krauter, Obst und Gemuese angepflanzt und kostenlos an Interessierte, Freiwillige und Gemenschaftskuechen verteilt. Freiwillige dürfen gerne mithelfen. Ausserdem gibt es eine carbonfreie Tankstelle fuer elektronische Geraete, finde ich sehr praktisch:


Insgesamt waren das aeusserst interessante Begegnungen unter dem Do-It-Yourself-Spirit, und ich muss sagen – jedenfalls so wie ich das erfahre und erfahren habe – sind die DIY Ideen und Praktiken auf dieser Seite der Welt schon weiter fortgeschritten als bei usns in good old Europe. So that’s something that I can take home with me, right! Cause I like those ideas and I love to network. Let’s go!

—-

Update Sonntag, 17.07.2011: Gerade komme ich von meiner sonntäglichen Radtour durchs Viertel zurück und habe einen Community Garden in St. Pauli entdeckt!!! Dieser ist noch ganz frisch und besteht erst seit zwei Wochen, das ist ja fast wie bestellt! Ich freue mich sehr über diese Entdeckung, der Garten befindet sich in der großen Freiheit und ich werde dort sicher öfter vorbeischauen. Wen´s interessiert, hier ist der Link zum Gartendeck. Als ich die Entdeckung twitterte, meldete sich sofort ein Freund und wies mich auf einen weiteren Gemeinschaftsgarten im Karoviertel hin, die Keimzelle. Es ist wirklich toll zu sehen, was sich so alles  tut in Hamburg unter dem Gemeinschaftsgedanken. Ich denke, da geht in Zukunft auch noch so einiges, die Entwicklung ist in vollem Gang! Helfende Hände und Spenden sind bei solchen Projekten übrigens immer gerne gesehen 😉

Wer noch weitere Tipps hat, kann diese gerne hier in den Kommentaren posten, ansonsten halte ich selbstverständlich weiter Ausschau und werde berichten. Bis gleich!

San Francisco

Nun bin ich schon ueber eine Woche in San Francisco und habe so viel entdeckt, besucht, erlebt, geurlaubt, erwandert und versucht, die Eindrücke zu sortieren. Dabei hielt ich bis jetzt bestimmt mindestens fuenf bis siebeneinhalb Seiten an geschriebenen Impressionen fest, die eigentlich fuer das Blog gedacht waren, doch das kann man ja niemandem zumuten so viel zu lesen im diesem visuellen Zeitalter. Also versuche ich mich auf das Wesentliche zu beschraenken und die Bilder (fast) fuer sich sprechen zu lassen. Weitere Geschichten erzaehle ich dann gerne live und in Farbe. Die Stadt ist uebrigens ’ne Wucht! Und die Reise koennte bis jetzt nicht besser laufen, ich fuehle mich sehr wohl und unaufgeregt hier, so als waere ich seit den letzten Besuchen nur mal eben kurz weg gewesen, das Auto parken.

SF ist eine unglaublich huebsche und gruene Stadt, sie ist perfekt zum Spazieren und Entdecken. Es gibt viele Gaerten, viele Blumen, an jeder Ecke zwitschern Voegel, auch Papageien gibt es hier. Es ist allerdings auch sehr huegelig, die Stadt ist auf sieben Huegeln erbaut (Schneewittchen hallo?!), San Franciskaner sind eher schlanke Menschen, no wonder! Es gibt viele Radfahrer und Fussgaenger hier, was nicht sehr gewoehnlich ist fuer die USA, allerdings wird immer noch und extrem viel mit dem Auto gefahren, was fuer Europaer stets merkwuerdig anmutet. Da gibt es noch Aufklaerungsbedarf und auch in punkto Muellvermeidung, ansonsten ist die Stadt auf einem ziemlichen Greening Trip: Recycling, Energie sparen, Nachhaltigkeit und lokale Produkte sind ein grosses Thema, auch das war vor vielen Jahren noch nicht praesent freut mich sehr zu sehen. Ein weiteres, relativ neues Thema ist Armut und Obdachlosigkeit, besonders seit der Wirtschaftskrise ist dies auch hier nicht mehr zu uebersehen und es gibt relativ viele Obdachlose in der ganzen Stadt, besonders im Stadtzentrum.

 

Letzten Donnerstag wurde dann ein Fahrrad gemietet und bei strahlendem Sonnenschein am Strand entlang gecruist bis zur Bruecke, einmal hinueber und wieder zurueck, links der Pazifik, rechts die Bay, ein Traum. Das Wetter ist sonst eher nicht so gut hier, viel Nebel, Regen und auch ungewoehnlich kuehl fuer die Jahreszeit ist es, wie mir die Einheimischen versicherten. Glueck gehabt!

(Passend dazu wurde mir bereits mehrfach folgendes Zitat – was angeblich von Mark Twain stammt, es aber laut Recherchen nicht ist – um die Ohren gehauen, ich bringe es weil es wirklich gut in das Wetterdings hier passt:

„The coldest Winter I ever spent was a summer in San Francisco.“

Es ist ein gefluegeltes Wort in dieser Stadt, soviel ist sicher 😉

Die Bruecke und die Stadt von der anderen Seite – Marin County – aus gesehen. Die Golden Gate feiert naechstes Jahr ihren 75. Geburtstag, ist wohl die beruehmteste und meistfotografierte Bruecke weltweit, ihre Farbe heisst „international orange“ und auch Selbstmoerder zieht sie an: weltweit stuerzen sich von keiner anderen Bruecke mehr Menschen, im Schnitt springt etwa alle zwei Wochen jemand:

 

Am Wochenende war ich zu Besuch bei Verwandten in San Anselmo/Marin County, und wir waren wandern. Durch die vielen Huegel, die Lage am Pazifik und das sich schnell aendernde Wetter gibt es hier viele Microklimazonen, meine Gastgeber hatten z.B. Zitronenbaeume und Bananenstauden im Garten, auch Artischocken wachsen hier gut. Da links hinter dem Huegel ist uebrigens Fairfax, dort wohnen viele lustige, interessante und fruehe Silicon Valley Hippies, es gibt gute Bars und sehr gute Live Musik und auch George Lucas ist ein oft gesehener, ganz normaler Nachbar, man kennt sich hier. Zum Glueck bin ich kein Star Wars Fan sonst waer ich wahrscheinlich ausgeflippt oder haette gestalked. Huebsch hier, ne:

 

Durch die unterschiedlichen Mikroklimazonen gibt es auch viele Mikrobrauereien (sog. Microbrews) die hier ihr Bier vertreiben, ich hab noch laengst nicht alle durch und noch viel zu testen! Meine Favoriten bis jetzt: Fat Tire, Liberty und Anchor Ale, auf Raging Bitch bin ich gespannt, lecker:

 

Einfach so weil es ein Traum-Auto ist poste ich das Bild von diesem Bulli, gefunden auf einem Spaziergang in einer Garage. Ich wuerde mal sagen, der hat damals vieles gesehen und wahrscheinlich auch mitgemacht, als die Hippie-Bewegung begann, auch der freundliche aeltere Besitzer, der vor der Garage stand, sah doch sehr danach aus:

 

In Haight Ashbury – da, wo die Welle sich damals brach und die Bewegung auszog in den Rest der Welt- war ich auch, habe mich aber nicht so wohl gefuehlt, es wirkte eher gezwungen und so als ob der Spirit weiter gezogen sei, vielleicht nach Fairfax? Wohl gefuehlt habe ich mich hingegen im Mission District; ehrlich, unaufgeregt, viele unterschiedliche Ethnien, friedlich, eine Menge Bars und angenehme Geschaefte, und auch ein bisschen dreckig und rauh. Wie Pauli eben. Ausserdem ist die Castro gleich nebenan, das scheint die Schwulenhauptstadt weltweit zu sein, hier ist es ebenfalls bunt, tolerant und extrem entspannt.

Und die Moeven haengen hier am Hafen genauso rum und aergen die Fischer wie an der Elbe:

 

Aktuell bin ich zu Gast in der WG bei Vicky, John, Dominic and Mike, das ist die Aussicht von deren Balkon inklusive Werbe-Trend am Himmel, der Europa dann sicher auch bald erreichen wird:

Im Haus gibt es einen Whirlpool, von dem aus man zum Beispiel Abends diese Aussicht hervorragend geniessen kann, was ich gleich am ersten Tag testen durfte, der Wahnsinn.

Und nachdem, was mir hier bis jetzt alles begegnet ist und ich erfahren durfte, kann ich zusammenfassend sagen, dass der kalifornische Spirit wirklich ein ziemlich entspannter und angenehmer ist, schön slow.

In den naechsten Tagen geht’s weiter nach South Lake Tahoe. Ich meld‘ mich dann von dort wieder.

Bis gleich and CU in a bit!