Desiderata

oder Die Lebensregel von Baltimore

Der Sonntag eigenet sich hervorragend zum sortieren, entdecken, ordnen alter und längst vergessener Dinge.
Eben bin ich über dieses Gedicht von Max Ehrmann aus dem Jahr 1927 gestolpert und finde es so schön, das ich es einfach gerne teilen möchte, ohne weitere Kommentare.
Einen schönen Sonntag allerseits.

Desiderata

Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.

…So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre Andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.

Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.

Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.

Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.

Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.

Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.

Sei frohgemut. Strebe danach glücklich zu sein.

(Max Ehrmann, 1927)

DIY – Noisebridge und Hayes Valley Farm

Längst bin ich schon weiter gereist, es war teilweise atemlos und gab wichtigeres zu tun als zu bloggen. Dennoch versuche ich ein wenig aufzuholen und zwar mit den spannendsten Projekten zuerst:

Vorletzte Woche besuchte ich Noisebridge, ein Art FabLab fuer die Stadt, eine unabhängige, kollaborative selbstorganisierte moderne Produktionsstaette fuer alle moeglichen Dinge, eine Art Think Tank. Mich interessiert das, da es eine Initiative gibt, ein FabLab in Hamburg auf zu bauen und ich ein Fan von unabhängigen und alternativen Produktionsmethoden und -Moeglichkeiten bin.

Doch was ich dort sah übertraf meine Erwartungen: ein sehr grosser Raum, der 24/7 geöffnet ist und unzählige verschiedene Gewerke (Hackerspace, Metallwekstatt, Fotolabor, 3D-Drucker, Naehwerkstatt, Holz, undundund) beherbergt. Ich kam genau puenktlich, naemlich zum 3D-Printer Workshop, es gab eine Einfuehrung in den Makerbot, in Thingiverse, Thing-O-Matic und andere 3D-Drucker. Einer der Erfinder des Makerbots, Bre Pettis, war am selben Abend zu Gast in einer nationwide TV-Show, weshalb die Webseiten komplett ueberlastet waren.

Ausserdem gab es gerade eine Live-Schaltung zu anderen Fablabs bzw. anderen Produktionswerkstaetten in ganz Amerika, die sich vorstellten und austauschten. Da vor einigen Wochen die Maker Faire (eine Messe fuer in Eigenregie hergestellte Gueter) statt fand, und man sich weiter austauschen wollte. Hier der Link zum Makezine, eine gute Adresse zum weiterführenden Netzwerken wen das Thema DIY and more interessiert.

Beim Workshop traf ich zwei Menschen, Ken und Yuka, die dachten ich gehoere dazu, denn ich konnte ihnen einige Fragen zum Thema Produktion Lab und 3D Printing beantworten. So, wie es eben sein soll: jeder gibt das Wissen, was er hat, so gut er oder sie kann weiter. Das Motto (das einzige!) von Noisebridge ist übrigens: „Be excellent“. So I tried to be excellent!

Ich traf also diese beiden freundlichen Menschen und wir sprachen ueber Strukturen, Informations-/Wissensweitergabe und Selbstversorgung. Die beiden fragten mich, ob ich den Community Garden in San Francisco kenne. Nein, kannte ich nicht. Aber eine super Idee, genau das brauchen wir in Hamburg doch auch noch 😉 Die beiden wollten mir den Garten zeigen und wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag.

Der Community Garden Hayes Valley Farm liegt mitten in der Stadt, und ist – natürlich – auf einer Brache angelegt. Dieser Ort war ehemals eine alte Autobahnauffahrt, die bei einem Erdbeben vor Jahren einstuerzte und dann einfach so liegen bleib und vor sich hin rottete. Und nun werden dort Krauter, Obst und Gemuese angepflanzt und kostenlos an Interessierte, Freiwillige und Gemenschaftskuechen verteilt. Freiwillige dürfen gerne mithelfen. Ausserdem gibt es eine carbonfreie Tankstelle fuer elektronische Geraete, finde ich sehr praktisch:


Insgesamt waren das aeusserst interessante Begegnungen unter dem Do-It-Yourself-Spirit, und ich muss sagen – jedenfalls so wie ich das erfahre und erfahren habe – sind die DIY Ideen und Praktiken auf dieser Seite der Welt schon weiter fortgeschritten als bei usns in good old Europe. So that’s something that I can take home with me, right! Cause I like those ideas and I love to network. Let’s go!

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Update Sonntag, 17.07.2011: Gerade komme ich von meiner sonntäglichen Radtour durchs Viertel zurück und habe einen Community Garden in St. Pauli entdeckt!!! Dieser ist noch ganz frisch und besteht erst seit zwei Wochen, das ist ja fast wie bestellt! Ich freue mich sehr über diese Entdeckung, der Garten befindet sich in der großen Freiheit und ich werde dort sicher öfter vorbeischauen. Wen´s interessiert, hier ist der Link zum Gartendeck. Als ich die Entdeckung twitterte, meldete sich sofort ein Freund und wies mich auf einen weiteren Gemeinschaftsgarten im Karoviertel hin, die Keimzelle. Es ist wirklich toll zu sehen, was sich so alles  tut in Hamburg unter dem Gemeinschaftsgedanken. Ich denke, da geht in Zukunft auch noch so einiges, die Entwicklung ist in vollem Gang! Helfende Hände und Spenden sind bei solchen Projekten übrigens immer gerne gesehen 😉

Wer noch weitere Tipps hat, kann diese gerne hier in den Kommentaren posten, ansonsten halte ich selbstverständlich weiter Ausschau und werde berichten. Bis gleich!