Herbstzeit – Blogzeit

Fast auf den Tag genau 8 Monate war hier Blogpause. Es gibt viele Gründe, von denen ich jedoch keinen näher nennen möchte, denn es finden sich immer Ausreden zum nicht-bloggen. Zum bloggen übrigens auch. 😉 Jetzt ist der Herbst wieder da und läutet mit großen Schritten den Winter ein. Für mich die perfekte Zeit zum nachdenken, schreiben, zur Ruhe kommen und das Gewesene – vor allem den Sommer – aufzuarbeiten. Ich werde in den kommenden Tagen und Wochen hier also mein kleines Sommer- oder auch Jahres-Review zum Besten geben und versuchen, in Zukunft wieder etwas regelmässiger zu bloggen. Damit möchte ich auch gleich anfangen. Doch dazu mehr im nächsten Artikel! Bis dahin gibt’s ein paar Herbstimpressionen aus dem Sachsenwald.

Ein besonderer Dank geht übrigens an Caro, die nämlich auch endlich angefangen hat zu bloggen – und zwar hier – und mich damit sehr motiviert hat, auch wieder einzusteigen. Herzlich Willkommen in Klein Bloggersdorf, Caro!

Desiderata

oder Die Lebensregel von Baltimore

Der Sonntag eigenet sich hervorragend zum sortieren, entdecken, ordnen alter und längst vergessener Dinge.
Eben bin ich über dieses Gedicht von Max Ehrmann aus dem Jahr 1927 gestolpert und finde es so schön, das ich es einfach gerne teilen möchte, ohne weitere Kommentare.
Einen schönen Sonntag allerseits.

Desiderata

Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.

…So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre Andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.

Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.

Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.

Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.

Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.

Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.

Sei frohgemut. Strebe danach glücklich zu sein.

(Max Ehrmann, 1927)

Un rêve de demain

Ein Traum von morgen.
Ein wunderschönes Video.
Mit ganz viel Hamburg.
Ich hatte auch ein perfektes Wochenende, so wie es eigentlich nur in Träumen ist.
Sonne, Wasser, Hamburg. Essen, trinken, einfach nur sein.
Und lächeln.
Manchmal werden Träume eben doch wahr.
Deshalb.
Gerade ist das Leben gut.

GRAVITY // UN RÊVE DE DEMAIN from Filip Piskorzynski on Vimeo.

Somebody that I used to know

Nachdem ich hier neulich schon ein eher a-typische Musikstück – an meinem Geschmack gemessen jedenfalls – gepostet habe, kommt hier sozusagen das maskuline Gegenstück dazu. Ein Song, der sich in die Gehörgänge einnistet und es sich dort ziemlich gemütlich macht. Will sagen, der geht da nicht mehr so schnell weg.
Gotye singt über etwas, das viele sicher kennen. Also die Liebe kennen ja hoffentlich wirklich jeder, aber er singt darüber wie fremd man sich nach einer innigen Beziehung werden kann.
Man geht aneinander vorbei ohne sich zu grüßen, hat keinerlei Bezugspunkte mehr zueinander, und das nach einer intensiven Beziehung und der Annahme, man sei sich nah gewesen. Doch war man es wirklich oder war es nur eine Täuschung, die auf beiden Seiten gleich stark ausgeprägt war?
Ein wunderschöner Song.

Update: Hier ein sehr schönes Cover des Songs mit fünf Menschen an einer Gitarre, toll!

Playin´ (Video) Games

Selten hat mich ein Stück Musik auf so eigenartige Weise eingenommen wie dieses. Es handelt sich zwar nicht ganz um meine Art von Musik, doch gemeinsam mit der zarten und wechselhaften Bildsprache des Videos hat es eine verstörend magische Anziehungskraft. Man kann es hundert mal anschauen/anhören und entdeckt immer noch etwas Neues.

Ganz neu ist der Song zwar nicht mehr und auch definitv nicht jedermanns Geschmack, aber von der Dame werden wir in Zukunft noch einiges hören, da bin ich ziemlich sicher. Enjoy!

Das Leben ist ein Rumpelzirkus

Was nach Außen – in diesem Fall für das Internet und diesen Blog – so aussah, als würde in meinem Leben nichts passieren, dem standen sehr wechselhafte Monate im realen Leben gegenüber. So viele Umbrüche hat es während meines Daseins selten  gegeben, es wird (hoffentlich) länger dauern, bis ein so ereignisreiches Jahr mir erneut begegnet. Auf Einzelheiten will ich gar nicht genau eingehen, wer mich kennt, weiß was los war und ich bin froh das die emotionale Achterbahn erstmal vorbei ist. Ich habe viele neue Lebensbedingungen erlebt, gekämpft, getrauert und durchgehalten (worauf ich stolz bin).

Es gab (und gibt immer noch) unglaublich beruhigende Momente, als manche Kämpfe gewonnen wurden, aber es gab auch unschöne Situationen, aus denen ich viel gelernt habe. Freunde sind immens wichtig, sie sind der soziale Kit zum Leben und Überleben. In Krisenzeiten merkt man ziemlich schnell, wer wirklich ein Freund ist, und wer nur so tut.

Dinge, die ich aus den letzten intensiven drei Monaten lerne sind (mindestens) folgende:

1. Wenn man sich – nach reiflicher Überlegung – entschlossen hat, für etwas zu kämpfen, sollte man es auch durchhalten. Ohne wenn und aber. Bis zum Schluss. Es lohnt sich.

2. Es gibt Dinge, die sind endgültig. Endlichkeit ist etwas ziemlich trauriges. Daher sollte man seine Taten und Worte gut überlegen. Es könnte schnell zu spät sein, sich für etwas zu entschuldigen oder wieder gut machen zu wollen.

3. Es gibt Menschen, die sich nach außen als als tolerant und liberal geben, aber ihre eiskalte und häßliche Fratze zeigen, sobald ihr Ego nicht befriedigt wird. Solchen Menschen sollte man dringend (und schnell) aus demWeg gehen, ihnen alles Gute wünschen und Mitleid mit diesen armen Würstchen haben. Oder wie ein Freund sagte: Ignorant people are best ignored. There´s just too many of them.

Für mich die wichtigste Regel:

4. Hör auf dein Gefühl. Wenn du die ganze Zeit mit einem schlechten Gefühl bei einer Sache bist, tritt einen Schritt zurück. Oder zwei. Schau noch mal hin. Schau noch mal ganz genau hin was du da tust. Frag dich, ob es das ist was du wirklich willst. Und sei mutig genug, den Schritt ins Ungewisse zu gehen, wenn du dich in der Situation so gar nicht wohl fühlst, du nicht du selbst bist. Denn etwas besseres wird kommen. Etwas besseres als das schlechte Gefühl alle mal. Und wenn es nur die Freiheit ist! Denn ein bisschen mehr Rückgrat tut uns allen, allen an der Gesellschaft teilnehmenden gut.

(Umgekehrt gilt das natürlich genauso: super Gefühl bei der Sache: nicht lang fackeln: go!)

Manchmal muß man harte Zeiten durchleben, dann lernt man die guten um so mehr zu schätzen. Übersteht man die Krisen, kommt man stärker daraus hervor.  Die letzten drei Monate nach Rückkehr aus den USA waren wirklich hart, und zwischendrin sah es kurzzeitig so aus, als würde ich den Weg nicht schaffen. Aber mit lieben Menschen, deren wunderbarer Unterstützung und einem starken Willen (und einer Prise Glück) kann man eine ganze Menge verwirklichen und aushalten. Man muß eben auch einmal um Hilfe bitten. Das fällt nicht immer leicht, aber auch das kann – und sollte – man lernen.

Nach sehr zähen Wochen und Monaten fing auf einmal alles an, besser zu werden. Momentan bin ich ein glücklicher und zufriedener Mensch. Was kann es schöneres geben? Ich danke allen aus vollem Herzen, die einen Teil dazu beigetragen haben. DANKE dass es Euch gibt!

Ihr wißt wer ihr seid.

Und wenn mal wieder gar nichts ging, bin ich aus der Situation raus und habe einen Ausflug hierhin oder dorthin gemacht, Entspannung von der Krise muss auch mal sein. Ein paar warme Sommertage gab es dann doch tatsächlich zu geniessen, zum Beispiel so:

In Zukunft hoffe ich, wieder mehr Zeit und Muße für diesen Blog zu haben. Es gibt genügend Geschichten da draussen, die darauf warten, entdeckt und erzählt zu werden.

Und denkt dran, geht´s euch mal nicht so gut: Atmen nicht vergessen. Das ist der erste Schritt hin zur Beruhigung und Klarheit. Und manchmal reicht der schon.

Bis gleich*

San Francisco

Nun bin ich schon ueber eine Woche in San Francisco und habe so viel entdeckt, besucht, erlebt, geurlaubt, erwandert und versucht, die Eindrücke zu sortieren. Dabei hielt ich bis jetzt bestimmt mindestens fuenf bis siebeneinhalb Seiten an geschriebenen Impressionen fest, die eigentlich fuer das Blog gedacht waren, doch das kann man ja niemandem zumuten so viel zu lesen im diesem visuellen Zeitalter. Also versuche ich mich auf das Wesentliche zu beschraenken und die Bilder (fast) fuer sich sprechen zu lassen. Weitere Geschichten erzaehle ich dann gerne live und in Farbe. Die Stadt ist uebrigens ’ne Wucht! Und die Reise koennte bis jetzt nicht besser laufen, ich fuehle mich sehr wohl und unaufgeregt hier, so als waere ich seit den letzten Besuchen nur mal eben kurz weg gewesen, das Auto parken.

SF ist eine unglaublich huebsche und gruene Stadt, sie ist perfekt zum Spazieren und Entdecken. Es gibt viele Gaerten, viele Blumen, an jeder Ecke zwitschern Voegel, auch Papageien gibt es hier. Es ist allerdings auch sehr huegelig, die Stadt ist auf sieben Huegeln erbaut (Schneewittchen hallo?!), San Franciskaner sind eher schlanke Menschen, no wonder! Es gibt viele Radfahrer und Fussgaenger hier, was nicht sehr gewoehnlich ist fuer die USA, allerdings wird immer noch und extrem viel mit dem Auto gefahren, was fuer Europaer stets merkwuerdig anmutet. Da gibt es noch Aufklaerungsbedarf und auch in punkto Muellvermeidung, ansonsten ist die Stadt auf einem ziemlichen Greening Trip: Recycling, Energie sparen, Nachhaltigkeit und lokale Produkte sind ein grosses Thema, auch das war vor vielen Jahren noch nicht praesent freut mich sehr zu sehen. Ein weiteres, relativ neues Thema ist Armut und Obdachlosigkeit, besonders seit der Wirtschaftskrise ist dies auch hier nicht mehr zu uebersehen und es gibt relativ viele Obdachlose in der ganzen Stadt, besonders im Stadtzentrum.

 

Letzten Donnerstag wurde dann ein Fahrrad gemietet und bei strahlendem Sonnenschein am Strand entlang gecruist bis zur Bruecke, einmal hinueber und wieder zurueck, links der Pazifik, rechts die Bay, ein Traum. Das Wetter ist sonst eher nicht so gut hier, viel Nebel, Regen und auch ungewoehnlich kuehl fuer die Jahreszeit ist es, wie mir die Einheimischen versicherten. Glueck gehabt!

(Passend dazu wurde mir bereits mehrfach folgendes Zitat – was angeblich von Mark Twain stammt, es aber laut Recherchen nicht ist – um die Ohren gehauen, ich bringe es weil es wirklich gut in das Wetterdings hier passt:

„The coldest Winter I ever spent was a summer in San Francisco.“

Es ist ein gefluegeltes Wort in dieser Stadt, soviel ist sicher 😉

Die Bruecke und die Stadt von der anderen Seite – Marin County – aus gesehen. Die Golden Gate feiert naechstes Jahr ihren 75. Geburtstag, ist wohl die beruehmteste und meistfotografierte Bruecke weltweit, ihre Farbe heisst „international orange“ und auch Selbstmoerder zieht sie an: weltweit stuerzen sich von keiner anderen Bruecke mehr Menschen, im Schnitt springt etwa alle zwei Wochen jemand:

 

Am Wochenende war ich zu Besuch bei Verwandten in San Anselmo/Marin County, und wir waren wandern. Durch die vielen Huegel, die Lage am Pazifik und das sich schnell aendernde Wetter gibt es hier viele Microklimazonen, meine Gastgeber hatten z.B. Zitronenbaeume und Bananenstauden im Garten, auch Artischocken wachsen hier gut. Da links hinter dem Huegel ist uebrigens Fairfax, dort wohnen viele lustige, interessante und fruehe Silicon Valley Hippies, es gibt gute Bars und sehr gute Live Musik und auch George Lucas ist ein oft gesehener, ganz normaler Nachbar, man kennt sich hier. Zum Glueck bin ich kein Star Wars Fan sonst waer ich wahrscheinlich ausgeflippt oder haette gestalked. Huebsch hier, ne:

 

Durch die unterschiedlichen Mikroklimazonen gibt es auch viele Mikrobrauereien (sog. Microbrews) die hier ihr Bier vertreiben, ich hab noch laengst nicht alle durch und noch viel zu testen! Meine Favoriten bis jetzt: Fat Tire, Liberty und Anchor Ale, auf Raging Bitch bin ich gespannt, lecker:

 

Einfach so weil es ein Traum-Auto ist poste ich das Bild von diesem Bulli, gefunden auf einem Spaziergang in einer Garage. Ich wuerde mal sagen, der hat damals vieles gesehen und wahrscheinlich auch mitgemacht, als die Hippie-Bewegung begann, auch der freundliche aeltere Besitzer, der vor der Garage stand, sah doch sehr danach aus:

 

In Haight Ashbury – da, wo die Welle sich damals brach und die Bewegung auszog in den Rest der Welt- war ich auch, habe mich aber nicht so wohl gefuehlt, es wirkte eher gezwungen und so als ob der Spirit weiter gezogen sei, vielleicht nach Fairfax? Wohl gefuehlt habe ich mich hingegen im Mission District; ehrlich, unaufgeregt, viele unterschiedliche Ethnien, friedlich, eine Menge Bars und angenehme Geschaefte, und auch ein bisschen dreckig und rauh. Wie Pauli eben. Ausserdem ist die Castro gleich nebenan, das scheint die Schwulenhauptstadt weltweit zu sein, hier ist es ebenfalls bunt, tolerant und extrem entspannt.

Und die Moeven haengen hier am Hafen genauso rum und aergen die Fischer wie an der Elbe:

 

Aktuell bin ich zu Gast in der WG bei Vicky, John, Dominic and Mike, das ist die Aussicht von deren Balkon inklusive Werbe-Trend am Himmel, der Europa dann sicher auch bald erreichen wird:

Im Haus gibt es einen Whirlpool, von dem aus man zum Beispiel Abends diese Aussicht hervorragend geniessen kann, was ich gleich am ersten Tag testen durfte, der Wahnsinn.

Und nachdem, was mir hier bis jetzt alles begegnet ist und ich erfahren durfte, kann ich zusammenfassend sagen, dass der kalifornische Spirit wirklich ein ziemlich entspannter und angenehmer ist, schön slow.

In den naechsten Tagen geht’s weiter nach South Lake Tahoe. Ich meld‘ mich dann von dort wieder.

Bis gleich and CU in a bit!